I. Geschichte

Bis zur Fertigstellung des Gebäudes des heutigen Amtsgerichts Landstuhl im Jahr 1891 war das Gericht in verschiedenen, bei der Stadt Landstuhl angemieteten Räumen untergebracht. Nachdem die Stadt 1866 den Mietvertrag gekündigt hatte, war zunächst geplant, das Gericht in einem Anbau an das Kantons-, später Amtsgerichtsgefängnis unterzubringen. Allerdings befand sich das Gefängnis Mitte des 19. Jahrhunderts in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Daher wurde der Mietvertrag mit der Stadt zunächst mehrfach um jeweils drei Jahre verlängert. Als im Jahr 1880 ein weiterer Richter ernannt worden war, entschloss man sich dazu, ein neues Amtsgerichtsgebäude mit Gefängnisanbau zu errichten.
Die Bauarbeiten an dem im einfachen Renaissancestil in Bruchsteinmauerwerk nördlich der Kaiserstraße errichteten Gebäude dauerten rund zwei Jahre. Dann konnte das Gericht sein neues stattliches Domizil mit einer Wohnung für den Gefängnisbeamten, einem Amtszimmer für den Gerichtsvollzieher und einer Vorstandsdienstwohnung beziehen.1904 erhielt das Gebäude eine elektrische Lichtanlage "mit Anschluss an das Elektrizitätswerk Landstuhl". 1912 wurde in der Vorstandswohnung sogar ein Badezimmer eingebaut. In den Räumen des Amtsgerichts war später auch das Arbeitsgericht untergebracht.

 

Das äußere Erscheinungsbild des Amtsgerichts hat sich seither kaum verändert. Auch heute noch ist die Südseite des Gebäudes geprägt von dem goldumrandeten Kgl. Bayerischen Majestäts-Wappen mit Königskrone und der Inschrift "K. B. Amtsgericht". Der Hof (heute als Parkplatz genutzt) ist noch immer umgeben von der fast vier Meter hohen Gefängnismauer.

 

Das Innenleben des denkmalgeschützten Gebäudes hat dagegen in den vergangenen Jahrzehnten enorme Veränderungen erfahren. In den Jahren 1992/93 wurden für rund 1,4 Millionen DM elektrische Leitungen neu verlegt, die Heizungsanlage komplett erneuert, neue Fenster eingebaut, Fußbodenbeläge erneuert, Decken abgehängt, Feuerschutztüren eingebaut, die Telefonanlage ausgetauscht u. v. m. In dem seit 1963 nicht mehr als Gefängnis benötigten Anbau wurden weitere Diensträume sowie ein Sozialraum eingerichtet.

 

II. Das Amtsgericht Landstuhl heute

Der Amtsgerichtsbezirk umfasst heute die Städte Landstuhl und Ramstein-Miesenbach sowie die Ortsgemeinden: Altenkirchen, Bann, Breitenbach, Bruchmühlbach-Miesau, Brücken, Dittweiler, Dunzweiler, Frohnhofen, Gerhardsbrunn, Gries, Hauptstuhl, Hütschenhausen, Kindsbach, Kottweiler-Schwanden, Lambsborn, Langwieden, Martinshöhe, Mittelbrunn, Niedermohr, Oberarnbach, Ohmbach, Schönenberg-Kübelberg, Steinwenden und Waldmohr mit derzeit ca. 81.300  Einwohnern. Beim Amtsgericht Landstuhl sind derzeit 5 Richter, 9 Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger, 3 Gerichtsvollzieher und 23 weitere Bedienstete beschäftigt. Im Februar 2002 wurde das elektronische Grundbuch eingeführt. Seitdem sind die rund 33.000 Grundbuchblätter elektronisch abrufbar. Seit Dezember 2003 ist das Gericht zudem komplett mit modernen PC-Geräten ausgestattet.
Heute ist das Amtsgericht Landstuhl ein anschauliches Beispiel dafür, dass sich die Anforderungen einer modernen Justiz des 21. Jahrhunderts in einem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert verwirklichen lassen. 

Seit November 2019 ist über einen Außenaufzug an der Ostseite auch der barrierefreie Zugang zum Gebäude möglich.